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In der Bibliothek gelesen

Bei unseren Besuchen der städtischen Bibliothek gelesen - wenn's für eine Einzel-Rezension nicht reicht, landet das Buch hier.

Olli Nil auf Weltreise

Von 2009, 32 Seiten, ab 4 Jahren. Autoren sind Beate und Michael Schober: Ein Nilpferd mit unbegrenzten finanziellen Mitteln beschließt, eine Weltreise zu machen, um Badegelegenheiten in anderen Ländern kennen zu lernen. So weit, so gut. Frau Schober hat lange am Flughafen gearbeitet, verrät der Klappentext und so ist ihr vermutlich der Sinn für eine vernünftige Reiseplanung abhanden gekommen: Das Nilpferd nimmt eine unsinnige Reiseroute, die zudem auf der groben und ungenauen Weltkarte auch nur schwer nachzuvollziehen ist. Und es benimmt sich wie ein hektischer Tourist und bleibt es auch, es gibt keine Geschichte, keine Entwicklung und selbst die Texte erinnern eher an einen Billig-Reisekatalog, sie holpern ohne Klang. Auch die Bilder gehen nicht in die Tiefe, von den Ländern erfährt man so gut wie nichts. Dazu knallbunte Bilder und ein Stil, der mit einigen Konventionen bricht (Nein, das Nilpferd ist nicht ohnmächtig, es kneift die Augen zu).

Das Buch ist unangenehm hektisch und vermittelt eine Beliebigkeit und ein Konsumverhalten, die man seinem Kind vernünftigerweise nicht als erstrebenswert schildern sollte.

Petterson zeltet

Von 1993, 28 Seiten, ab 4 Jahren, Preis: ca. 12 EUR. Vorlesezeit: ca. 30 Minuten. Autor: Sven Nordqvist. Gleich beim Aufschlagen fällt auf, wieviel Mühe und Liebe auf die Zeichnungen verwendet wurden. Schöne, natürliche Farben, viele Details (manche Seiten lassen sich quasi als „Wimmelbild“ verwenden) und eine recht realistische Zeichnung machen das Buch rein optisch schon mal zu einem Erlebnis. Ausnahmen im „Realismus“ der Zeichnungen sind zum einen die diversen und für die Serie typischen Wald- und Hausgeister, zum anderen Gegenstände von besonderer Bedeutung (nicht zwangsläufig für die Geschichte): Zum Beispiel fürchtet sich der Kater Findus vor einem großen Fisch und schon haben die Vögel in den Bäumen Fischkörper und auch die Zeltwand trägt die Züge des Fisches. Die Geschichte ist vielschichtig, das eigentliche Geschehen (ein Camping-Ausflug der beiden) ist einfach zu verstehen, aber erst älteren Kindern dürften sich einige Kommentare des alten Petterson erschliessen und damit eine Hintergrundgeschichte (aus Pettersons Jugend) hinzufügen. Einige Grafiken, vor allem mit zeitlichen Abläufen, sind sehr witzig und toll gemacht, aber für Kleinere doch eher verwirrend.

Das Buch mit seinen vielen Details und der inhaltlichen Vielschichtigkeit bietet Unterhaltung für ein ganze Reihe von Altersgruppen und Vorlesungen. Das Buch ist „technisch“ wirklich toll und hat uns sehr gefallen, Findus und Petterson sind allerdings als Figuren grenzwertig. Petterson ist noch kein typischer Opa und nicht unbedingt so der Sympathieträger. Viele Kinder mögen die Katze, diese ist aber nicht wirklich der Protagonist in diesem Buch, viel Zeit wird den Befindlichkeiten der Hühner gewidmet - nur Kindern mit vielen Tanten wird sich der Humor dahinter erschließen.

Pippo fliegt zum Regenbogen

Von 2008, ab 3-4 Jahren, 32 Seiten. Vorlesezeit: ca 5-10 Minuten. Autoren: Elizabeth Baguely, Caroline Pedler. Einfache Freundschaftsgeschichte mit Glitzer für den Regenbogen. Ob eine Maus allerdings auf einer Pusteblume fliegen kann, erscheint uns allen zweifelhaft. Ähnliches gilt für das kollektive “Wünschen”, welches etwas sonderlich anmutet, aber ein gute Gelegenheit bietet, darüber zu sprechen, wie man etwas erreichen kann und wie nicht. Nettes Buch, schöne Zeichnungen, etwas sehr süßlich. Dafür, dass es aus dem “Glitzerbereich” kommt, ist es ein ganz gutes Buch. Keine religiösen Relikte.

Rose Übermut

24 Seiten, ab 5 Jahren. Gebraucht erhältlich. Vorlesezeit: ca. 5-10 Minuten. Autoren: Tony Ross, Hiawyn Oram. Das schöne Mädchen Rose will nicht aufgrund ihrer Schönheit von einem schönen Prinzen geheiratet und auf die elegantesten Feste geführt werden, wie ihre Eltern das für sie planen. Ihr Freund Harvey gibt ihr den Rat, fortan „übermütig“ zu sein. Das Buch heißt im Original „Reckless Ruby“, das Kind soll also rücksichtslos sein. Und das ist sie dann auch - zu sich selbst! Sie begeht eine Reihe von waghalsigen bis selbstmörderischen Aktionen und als sie dann als Haufen Knochenbrei im Krankenhaus liegt, sagen ihre Eltern, dass sie jetzt nicht mehr hoffen (können), dass sie einen Prinzen abbekommt. Rose freut sich, dass sie jetzt machen kann, was sie will - Feuerwehrfrau werden!

Die Geschichte ist eigentlich nicht zumutbar. Wer das für emanzipatorisch wertvoll erachtet, muss MTVs Jackass für charakterbildend und der Weinerlichkeit vorbeugend halten. Warum der Prinz der Elternträume orientalischer Herkunft ist, unrasiert, sonnenbrille- und schnurrbarttragend, will man gar nicht mehr wissen. Finger weg davon!

Sally und die Napfschnecke

32 Seiten, ab 3 Jahren. Gebraucht erhältlich. Vorlesezeit: 10-15 Minuten. Autor: Simon James. Sally spielt am Strand Meeresforscherin und hat unversehens eine Gemeine Napfschnecke an ihrem Finger - und die geht nicht mehr runter! Papa bekommt sie nicht runter, der Doktor bekommt sie nicht runter und auch die Klassenkameraden bekommen die Schnecke nicht von Sallys Finger. Ihr Sachkundelehrer erzählt ihr, wie lange Napfschnecken leben und dass sie immer am selben Ort leben. Da geht Sally ein Licht auf und sie rennt zum Strand und springt ins Wasser und siehe: die Napfschnecke ist froh wieder „zuhause“ zu sein und trennt sich von Sallys Finger. Sally setzt sie wieder an „ihren“ Ort. Leichte Tuschezeichnungen in hellen Farben, wenig Text - klar ein Buch für Kleinere, dafür ist die Geschichte aber schon etwas komplex und geht etwas zu rasch voran. Aber das sind Kleinigkeiten: Schönes helles, naturfreundliches Buch!

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