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Die unendliche Reise
„Die unendliche Reise“ von Brian Aldiss
- Original-Titel: Starship (Nonstop)
- Übersetzung: Bernd Seligmann und Brigitte Borngässe
- 1958
- 236 Seiten
Inhalt
Wir treffen den Protagonisten inmitten eines Ehestreits und die ersten Seiten lassen schon erkennen, dass kontemplative Phasen in dieser Welt wohl eher selten sind. Roy Complain lebt in einer hektischen, schnelllebigen und schnell lebensgefährlichen Jäger- und Sammler-Gesellschaft. Mit militärischen Dienstgraden, künstlicher Beleuchtung, Hydrokulturen, Schiebetüren, Hauptversorgungsleitungen und Betäubungswaffen!
Dem Leser dämmert recht bald, dass es ein Raumschiff ist - die Bewohner wissen davon nichts. Sie leben ihr Leben, sterben früh, Stämme bekämpfen sich, man erkundet neue Ebenen, wundert sich über die Cleverness der Ratten und manchmal, so geht die Legende, tauchen Riesen auf und verschleppen Menschen. Aber das sind ja nur Gruselgeschichten für Kinder.
Auch wenn Roy mit der Gesamtsituation eher unzufrieden ist, braucht er noch eine ganze Weile (in der wir seine Welt kennenlernen) bis er so weit ist, sich auf den Weg zu machen zu jenem mystischen Ort: der Steuerzentrale!
Umsetzung und Fazit
Aldiss hat sich die Mühe gemacht, eine menschliche Gesellschaft mit anderen Parametern komplett durchzudenken und es ist ihm gelungen, eine ebenso plausible wie erschreckende Welt zu erschaffen, mit lebendigen und in diese Welt passenden Charakteren. Es gibt sogar eine eigenständige Religion mit diffiziler Ethik - eine solche Detailfreude/-genauigkeit und Ideenreichtum sind selten zu finden.
Im letzten Drittel droht die Geschichte im Chaos zu versinken und die Ideen werden weniger, dafür gibt’s mehr Action und Lärm. Das lenkt von der eigentlichen Geschichte ab und lässt die Spannung doch etwas absinken. Das Ende hingegen ist wieder über jedes Lob erhaben und stellt “Die unendliche Reise” als ein Science-Fiction-Werk heraus, welches sich den hehren Zielen des Genres verschrieben hat: Die Natur des Menschen unter anderen Bedingungen zu ergründen, der Suche nach der menschlichen Konstante. Ein ganz großes Stück Dark Science/New Wave, das durch sein frühes Erscheinungsjahr (1958) nochmals an Bedeutung gewinnt.
Sehr lesenswert für Leseratten ab so ca. 14 Jahren.