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Rezension "Der Mann der Donnerstag war"
Der Mann der Donnerstag war von Gilbert Keith Chesterton, Erstveröffentlichung in 1907. 156 Seiten.
Inhalt
Chesterton malt in gewohnt gekonnter Manier das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts, beschreibt ein - eher „so genanntes“ Künstler-Viertel, die üblichen schrägen Vögel und die unvermeidlichen wilden und extremen Elemente . Er lässt eben diese verschwörerische Geheimgesellschaften bilden, ziemlich gemeine Mordpläne und ziemlich gemeine Zweifel haben, skurrile bis absurde Abenteuer mit abstrusen Wendungen erleben und dazwischen immer wieder lange, aber nicht sonderlich tiefsinnige Diskussionen führen.
Das klingt nicht unspannend, ja sogar ziemlich innovativ - leider hat sich Chesterton gerade mit den Anarchisten eine Gruppe und Ideologie ausgesucht, von der er kein allzu intimes oder zumindest nicht ansatzweise objektives Wissen besaß.
In vielen Gesprächen der Protagonisten (soviel sei verraten: Es gibt keinen Antagonisten!) könnte man Ironie, gar Sarkasmus vermuten, wenn über Religion und Christentum salbadert wird. Doch kauft man das Chesterton nicht recht ab, auch wenn er erst 15 Jahre später zum Katholizismus konvertierte (und posthum von Papst Pius XI. als „Verteidiger des Glaubens“ geadelt wurde - und Pius wusste Bescheid über den wahren Glauben, hat er doch nicht unmaßgeblich dazu beigetragen, Mussolini durch die Lateranverträge an die Macht zu bringen und dort zu halten).
Schade, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, eine Gruppe aus seiner nicht gänzlich unbewegten und unokkulten Vergangenheit zum Thema zu nehmen - lediglich im englischen Wikipedia-Artikel findet dieser Teil seiner Vergangenheit in einem Halbsatz noch Erwähnung.
Fazit
Das Buch besitzt nicht die Filigranität der Handlung und Lebendigkeit der späteren Pater Brown Bücher. Bei diesem Thema fehlt Chesterton die Überzeugungskraft, die er besitzt, wenn er über Priester schreibt. Die Handlung hat schon etwas „Romantisches“, leider führt sie nirgends hin, es ziehen eigentlich nur Bilder an einem vorbei, wobei die Vorstellung, was sein könnte, spannender ist, als das, was tatsächlich folgt.