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Breakfast Club (USA, 1985, 97 min, FSK 12)

Ein nahezu zeitloser Teenager-Film. 25 Jahre danach kann man das wohl behaupten. Ungewöhnlich für einen Spielfilm, zumal für einen Jugendfilm, ist die kammerspielartige Umsetzung: Fast die kompletten 97 Minuten Spieldauer verbringen wir mit den fünf jugendlichen Protagonisten allein in einem Raum der Schulbibliothek. In dieser Zeit gibt es wenig Handlung, keine Story im eigentlichen Sinn. Stattdessen entfalten sich die Charaktere der Schüler, die zunächst wie eine Ansammlung von unterschiedlicher Klischees wirken: das der reichen „Prinzessin“, des schüchternen Strebers, des Rebellen, des Sportlers und des Emo-Mädchens, wie man heute sagen würde.

Die drei Jungs und zwei Mädchen, etwa zwischen 16 und 18 Jahren, müssen an einem Samstag acht Stunden in der Bibliothek ihrer Schule nachsitzen. Aus Gründen, die so unterschiedlich sind, wie sie selbst. In der Zeit sollen sie einen Aufsatz zum Thema „Wer bin ich?“ schreiben. Auch wenn nicht allzu viel zu Papier gebracht wird, haben sie die Aufgabe sicherlich besser erfüllt, als der Lehrer Richard Vernon es sich hätte träumen lassen: Während zu Beginn jeder sein Image pflegt, lugen alle fünf im Laufe der Zeit immer mehr über ihren Tellerrand hinaus und kommen miteinander ins Gespräch. Manchmal vorsichtig, manchmal heftig, ziemlich pubertär und meistens schonungslos offen sagen sie sich schließlich Wahrheiten ins Gesicht - über sich selbst und die anderen.

Die besondere Situation, in der jeder aus seiner peer group gerissen ist, bewirkt, dass sie offener werden für die anderen. Toleranz wird in wenigen Stunden gelernt, muss gelernt werden. Dass das Ganze nicht süßlich-utopisch wirkt, liegt daran, dass der Film realistisch genug ist, anzudeuten, dass die Toleranz diese wenigen Stunden und die künstliche Situation kaum überdauern wird. Spätestens am nächsten Montag wird jeder wieder in seiner eigenen Welt leben und es bleibt fraglich, ob sie einander noch grüßen werden.

Das macht den Film realistisch. Trotzdem öffnet er für diesen einen Samstag die Möglichkeit eines Miteinanders, das insbesondere in einem Alter gelebt werden kann, in dem die sozialen Gefüge noch nicht so fest, die Grenzen noch nicht unüberwindlich sind. Die fünf Protagonisten sind noch neugierig auf den anderen und finden im Gespräch über ihre Unterschiedlichkeit mehr Gemeinsamkeiten als erwartet.

Der Film ist witzig und ehrlich und Erwachsene haben die unbedeutenden Nebenrollen, die sie für Jugendliche dieses Alters einnehmen.

Gesehen

Im Sommer 2009 habe ich den Film mit einer Gruppe von Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren gesehen. Die Charaktere wirkten trotz ihrer klaren Verortung in den 80ern heute noch authentisch und die Musik- und Tanzszenen machten den Mädchen die Figuren sympathisch. Die Reaktion war erwartungsgemäß nicht begeistert, aber doch nachdenklich-positiv. Wobei fast einhellig bedauert wurde, dass man nicht erfuhr, ob die einzelnen zart gesponnenen Bande der Realität außerhalb der Bibliothek standhalten würden. Hier hätten die Zuschauerinnen etwas mehr Romantik anstatt der gnadenlosen Offenheit begrüßt - die Enttäuschung kann man aber nicht nur zumuten, sondern durchaus auch gönnen *g*.

Weitere Quellen

Breakfast Club bei Wikipedia

film/breakfast_club.txt · Zuletzt geändert: 2019/03/05 16:04 von 127.0.0.1