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Der biblische Auszug der Israeliten aus Ägypten

Übersicht

By Expedition 35 Crew Image courtesy of the NASA Johnson Space Center, Image Science & Analysis Laboratory Derivative work including grading, noise reduction, lens distortion and vignetting correction and dust spot removal: Julian Herzog (ISS035-E-007148) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons Wir reden hier über die Aus-Wanderung einer größeren Menschengruppe aus Ägypten, wahrscheinlich dem Ost-Delta (grüner Bereich links oben auf der Satellitenaufnahme), durch die Wüste der Halbinsel Sinai nach Kanaan, welches ungefähr mit dem grünen Bereich rechts oben anfängt. Kanaan ist das Land, welches Gott JHWH den Israeliten versprochen hat.

Die Stadt Gaza, eine Küstenstadt ungefähr auf der Höhe des nördl. Toten Meers, war vom 15. bis zum 12. Jahrhundert v.d.Z. Verwaltungssitz der Ägypter für Kanaan. Die Straße vom Delta nach Gaza war als der Horusweg bekannt, Pharaoh Thutmosis III. und seine Truppen sollen die Strecke im 15 Jahrhundert v.d.Z. in 10 Tagen zurückgelegt haben.

Die biblische Geschichte von Israel in Ägypten

Hier erstmal die Zusammenfassung der Geschichte, die in der Bibel steht (im Buch Exodus, welches im Deutschen als 2. Buch Mose bekannt ist):

Jakobs Söhne leben im Exil in Ägypten unter dem Schutz ihres Bruders Joseph, welche ein einflußreicher Beamter in der ägyptischen Hierarchie geworden ist. In 430 Jahren wird aus den Familien der 12 Brüder das Volk, welches die Ägypter als „Hebräer“ kennen.

Als ein neuer (namenloser) Pharao an die Macht kommt, ändern sich die ansonsten angenehmen Umstände im reichen Nil-Delta für die Israeliten: Sie werden verdächtigt, als Spione des Reich zu gefährden und in Folge dessen werden ihre Rechte beschränkt und sie zu Fron-Diensten herangezogen.

Da die Israeliten sich trotzdem rasant vermehren, läßt der Pharao alle männlichen Kinder der Hebräer im Nil ertränken. Ein Kind aus dem Stamme Levi kann entkommen, da es ausgesetzt wurde - „Mose“ wird von einer schönen Pharaonen-Prinzessin gefunden und wächst so am Königshof aus.

Als Erwachsener erzürnt ihn die Härte und Ungerechtigkeit der Ägypter gegenüber den Hebräern - im Affekt erschlägt er einen Ägypter und flieht in die Wüste, ins Land Midian. Er beginnt ein Leben als einsamer Nomade.

Auf seiner Wanderung trifft er am Berg Horeb auf einen brennenden Busch, der mit ihm spricht und sich als Gott seiner Väter zu erkennen gibt. Er offenbart ihm seinen geheimnisvoll-mystischen Namen: JHWH - „Ich bin der, der ich bin“. JHWH gibt ihm den Auftrag, seinem Bruder Aaron in Ägypten zu Hilfe zu kommen, dem Pharao entgegenzutreten und Freiheit für die Israeliten zu fordern.

Mose tut, wie ihm geheißen und da Gott JHWH dem Pharao "das Herz verstockt", nimmt das Drama um ein Zauber-Duell seinen Lauf. Der Nil wird mehrfach in Blut verwandelt, es regnet mehrfach Frösche, Mücken, Seuchen, Heuschrecken, es wird dunkel und letztlich führen sterbende Erstgeborene dazu, dass die Israeliten gehen dürfen.

600.000 Männer plus ihre Frauen und Kinder machen sich zu Fuß auf den Weg in das von Gott JHWH versprochene Land (Kanaan). Doch Gott JHWH fürchtet, dass die Israeliten zauderlich würden und lieber nach Ägypten zurückkehren möchten und führt sie deswegen auf Umwege. Der Pharao entscheidet sich um und verfolgt sie - am Roten Meer teilt Moses dieses und beendet so die Verfolgung.

Weiterhin auf Umwegen kommen sie zum Berg Horeb, Mose steigt auf, um das Gesetz zu empfangen, aber die Israeliten wenden sich in seiner Abwesenheit dem goldenen Kalb zu. Der zurückkehrende Mose zerbricht in seiner Wut die Steintafeln mit dem Gesetz und JHWH befiehlt die Ermordung der Brüder, die um das Kalb tanzten. Danach bringt Mose die 10 Gebote, die Bauanleitung der Bundeslade, die als Schlachtbanner dient.

Die Israeliten schicken aus ihrem Lager in der Wüste Paran Kundschafter nach Kanaan, doch diese berichten von stark befestigten Städten. Die meisten Israeliten wollen darauf wieder zurück nach Ägypten. JHWH ist zornig und entschließt sie 40 Jahre durch die Wüste zu führen, dass keiner von ihnen das „gelobte Land“ sähe.

Am Ende dieser Zeit, in Sichtweite von Kanaan, gibt Moses ihnen den vollen Wortlaut des Gesetzes, das „zweite Gesetz“, auf Griechisch: Deuteronomium (im Deutschen: 5. Buch Mose). Mose ist 120 Jahre alt und benennt, vor seinem Tod auf dem Berg Nebo, Josua zum Befehlshaber, der die biblische Landnahme Kanaans für die Israeliten durchführen soll. Zusammenfassung aus der Bibel

Das 4. Mose 33 nennt darüber hinaus alle Lagerplätze der Israeliten auf ihrer Reise.

Wanderten die Israeliten wirklich vierzig Jahre durch die Wüste?

Mitnichten sind die Israeliten vierzig Jahre durch die Wüste gewandert, die Bibel selbst erwähnt, dass sie eine größere Pause vom Wandern einlegten - 38 Jahre1) lagerten sie in Kadesch-Barnea, dem heutigen En el-Quderat, bis die Generation der Israeliten gestorben war, die Gott JHWH so erzürnt hatte.

Die Zeit aber, die wir von Kades-Barnea zogen, bis wir durch den Bach Sered kamen, war achtunddreißig Jahre, bis alle die Kriegsleute gestorben waren im Lager, wie der HERR ihnen geschworen hatte.

Latein: tempus autem quo ambulavimus de Cadesbarne usque ad transitum torrentis Zared triginta octo annorum fuit 5. Mose 2, 14

Da ist dann auch kein Wunder mehr, dass sie keine Fuß-Beschwerden hatten:

Deine Kleider sind nicht zerlumpt an dir, und deine Füße sind nicht geschwollen diese vierzig Jahre lang 5. Mose 8, 4

Hat ein "Auszug aus Ägypten" der Israeliten wirklich stattgefunden?

Leider „versäumt“ das zweite Buch Mose („Exodus“) bei aller Detailreichheit und erzählerischer Freude, uns den Namen des großen und mächtigen Pharaohs mitzuteilen - anhand dessen wir leicht den richtigen Zeitraum für einen möglichen Auszug hätten festlegen können.

Also müssen wir schauen, 1) ob und wann es überhaupt nennenswerte Fremd-Völkergruppen in Ägypten gegeben hat und 2) ob es Hinweise auf bestimmte Zeitfenster für einen Auszug gibt und 3) ob es sonstige Hinweise oder Funde gibt.

Beweise für die Existenz größerer Volksgruppen in Ägypten

Nil-Delta: Das Land in dem Milch und Honig flossen

Archäologische Funde beweisen ganz klar, dass das Nil-Delta zu allen Zeiten Einwanderer anzog. Es war, durch den (vergleichsweise) verlässlichen Nil, viel zuverlässiger zu bewirtschaften als Kanaan, welches im Mittelmeerklima liegt: Mit heißen Sommern und unzuverlässigen Regen im Winter sind hier Hungersnöte keine Seltenheit gewesen. Ägypten war - die meiste Zeit - ein gut organisierter Staat, es gab staatliche Lagerhäuser und Soldaten, die für Ruhe und Ordnung sorgten: Ein florierender Handel war die Folge. Der Nil hatte damals noch sieben Arme und die Sinai-Wüste hatte sich noch nicht ausgebreitet in die salzigen Sumpfgebiete von heute, sprich: Die bewirtschaftbare Fläche war sehr groß, sehr fruchtbar und zudem noch verlässlich.

Fremde Völker in der Geschichtsschreibung Ägyptens

Der ägyptische Historiker Manetho, der sich u.a. auf erfolgreiche Einwanderer spezialisiert hatte, berichtet von einer angeblichen Invasions und Sesshaftwerdung eines Volkes, welche die Geschichtsschreibung Ägyptens als Hyksos kannte. Es existieren archäologische Beweise für die Existenz eines eigenen Reiches dieser Volksgruppe, ihre Hauptstadt Auaris wurde als Tell El-Dab'a identifiziert und ausgegraben. Mehr noch: Ihre Inschriften und Siegel mit den Namen der Hyksos-Herrscher waren westsemitisch, sprich: kanaanäisch.

Die „Invasion“ stellte sich allerdings als allmähliche Zuwanderung heraus, die ab dem 19 Jahrhundert v.d.Z. zu sehen ist. Der ägyptische Staat ist zu dieser Zeit geschwächt, so dass die Hyksos ihr eigenes Königreich im Ostdelta aufbauen können.

Das Reich der Hyksos

Unabhängige archäologische und historische Quelle belegen, dass vom 19. bis zum 16. Jahrhundert v.d.Z. Semiten aus Kanaan in Ägypten lebten und ungefähr im Jahr 1570 v.d.Z. vertrieben wurden.

Die Hyksos verehrten eine ganze Reihe von Göttern (u.a. Baal-Zaphon, Anat, Reschef und Hadad) und nahmen im Laufe der Zeit auch die ägyptischen Götter (Seth, Re und Sobek ) an (s.a. Religion der Hyksos).

Die Hyksos-Herrschaft endet ungefähr im Jahr 1570 v.d.Z., als das wiedererstarkte Ägypten unter Pharaoh Ahmose I. ihre Städte bis nach Kanaan zerstört.

1. Zeitfenster: "Bau des Tempels 480 Jahre nach dem Auszug"

Es existiert eine Referenz im ersten Buch der Könige:

Im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Ausgang der Kinder Israel aus Ägyptenland, im vierten Jahr des Königreichs Salomo über Israel, im Monat Siv April, Mai, das ist der zweite Monat, ward das Haus des HERRN gebaut 1. Könige 6, 1

Salomos Historizität ist umstritten (sprich: es hat vermutlich nie einen König Salomon gegeben), aber laut „innerbiblischer Zeitrechnung“ regierte er Mitte des 10 Jahrhunderts v.d.Z. - der Auszug wäre somit um das Jahr 1440 v.d.Z. geschehen.

Waren die "Hyksos" die Israeliten der Bibel?

Das einzige historische Ereignis, das sowohl archäologisch nachweisbar als auch mit dem Inhalt dieser [vorgenannten] verschiedenen Versionen der Vertreibungs-/ Auswanderungsgeschichte semantisch vergleichbar ist, ist der Aufenthalt der Hyksos in Ägypten. Jan Assmann, Moses der Ägypter - 7. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2011, S. 68.

Die „Hyksos“ waren zwar Semiten, aber sie waren weder Anhänger des Gottes JHWH, noch waren sie Sklaven: Sie hatten ein eigenes Reich und kämpften gegen die Ägypter. Nichts passt in die biblische Geschichte, auch nicht das Zeitfenster: Die Hyksos wären über 100 Jahre vor den Israeliten vertrieben worden.

Den Verlust eines eigenen Reiches, die Niederlage gegen die Ägypter und die schmachvolle Vertreibung können durchaus im kulturellen Gedächtnis der „Kanaanäer“ geblieben sein und waren u.U. auch der Ursprung der Geschichte von Mose und dem Auszug der Israeliten aus Ägypten.

By Bosyantek (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Könnten andere Semiten um 1440 v.d.Z. vertrieben worden sein?

Um das Jahr 1440 v.d.Z. hätte es keinen Ort gegeben, wohin sie hätten vertrieben werden können: Unter Pharaoh Thutmosis III. ersteckte sich das ägyptische Reich bis über ganz Kanaan.

Der „Auszug der Hyksos“ im 15. Jahrhundert v.d.Z.?

Die Israeliten waren nicht identisch mit den „Hyksos“, niemand kannte ein Volk namens „Israeliten“ und ihr Heimatland Kanaan war unter ägyptischer Herrschaft.

Im 16. und 15. Jahrhundert v.d.Z. kann es keinen biblischen „Auszug aus Ägypten“ gegeben haben.

2. Zeitfenster: "Man baute dem Pharah die Stadt Pi-Ramesse"

Ein Hinweis könnte die Städtenamen, wo die Israeliten ihre Fronarbeit verrichteten:

Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit schweren Diensten drücken sollten; denn man baute dem Pharao die Städte Pithon und Raemses zu Vorratshäusern. 2. Mose 1, 11

Haben die Israeliten Pi-Ramesse mitgebaut?

Der erste Pharaoh der den Namen „Ramses“ (wörtlich: „Re ist der, der ihn geboren hat“ - also kein gewöhnlicher Name für Städte) trug, regierte nur knapp zwei Jahre (1292-90 oder 1295-94 v.d.Z.) und hatte keine nennenswerten Bauvorhaben gestartet2). Ramses II. (1279 bis 1213 v.d.Z.) hingegen ist einer der bedeutendsten Pharaohnen, mit zahlreichen, teils legendären (aber überaus realen) Bauten - u.a. auch eine Stadt im Ostdelta mit dem Namen Pi-Ramesse - dies könnte die Stadt sein, die in der Bibel erwähnt wurde.

Doch findet sich kein Hinweise auf „Israeliten“ in Ägypten dieser Zeit, sie werden nirgends erwähnt. Mehr noch: Es gibt überhaupt keine Funde von fremden ethnischen Gruppen im Ostdelta dieser Zeit - im Gegensatz zu Spuren von Wanderarbeitern in anderen Gegenden. Und selbst wenn man annimmt, dass alle Spuren der Israeliten beseitigt wurden, stellt sich die Frage, ob eine spurlose Flucht überhaupt möglich gewesen wäre.

Hätten die Israeliten aus Ramses' Ägypten entkommen können?

Im 13. Jahrhundert v.d.Z. steht Ägypten unter Ramses II. auf dem Gipfel seiner Macht, auch Kanaan steht - wie im 1. Zeitfenster (15. Jahrhundert v.d.Z.) - unter seiner Herrschaft. Die Grenzen werden streng bewacht, Besatzungstruppen sichern ein ausgeklügeltes System von Festungen, Kornspeichern und Brunnen, die nur einen Tagesmarsch auf den Überlandstraßen entfernt sind. Vom Ostdelta nach Gaza brauchen die Truppen nur 10 Tage auf dem sog. Horusweg. Es sind schriftliche Befehle aus dieser Zeit erhalten, welche zur Befriedung von Unruhen in Kanaan 50 ägyptische Soldaten aus ausreichend erachten.

Entkamen die Israeliten Ramses II. im 13. Jahrhundert v.d.Z.?

Es gibt keinerlei Spuren von Israeliten an den Orten, wo sie angeblich Städte für die Ägypter bauten. Unter Ramses II. war Ägypten so mächtig, dass eine Flucht unmöglich gewesen wäre (schon gar nicht eine unbemerkte). Darüber hinaus stand „das gelobte Land“ unter ägyptischer Herrschaft.

Im 13. Jahrhundert v.d.Z. kann es keinen biblischen „Auszug aus Ägypten“ gegeben haben.

Ägypten kontrollierte die Bewegungen selbst von kleinsten Nomaden-Gruppen, mehr als ein dutzend Menschen hätten sich niemals vor den Soldaten verbergen oder gar fliehen können3). Unmöglich wäre es für die 2,5 Millionen Israeliten4) der Bibel: Ein Tross von 250 Kilometer Länge, eine schwarze Linie über die gesamte Breite des Sinai, wäre selbst aus dem Erd-Orbit mit bloßem Auge zu sehen.

Auf der Suche nach dem 3. Zeitfenster

Archäologische Epochen im Nahen Osten
Frühbronzezeit 3500-2200 v.d.Z.
Zwischenzeit 2200-2000 v.d.Z.
Mittlere Bronzezeit 2000-1550 v.d.Z.
Spätbronzezeit 1550-1150 v.d.Z.
Eisenzeit I 1150-900 v.d.Z.
Eisenzeit II 900-586 v.d.Z.
Babylonische Zeit 586-538 v.d.Z.
Persische Zeit 538-333 v.d.Z.

Auf den Spuren der Wanderer

Selbst wenn die Zahl von 600.000 Männern (plus ihren Familien also ca. 2,5 Millionen Menschen, s.a. Israelitische Bevölkerungs-Explosion in Ägypten) maßlos übertrieben ist und „nur“ wenige hundert Menschen unter schwierigsten Bedingungen eine Generation in der Wüste überleben mussten: Sie müssen Spuren hinterlassen haben! Die moderne Archäologie spürt immer wieder Überreste von Hirtennomaden und Jägern auf der ganzen Welt auf. Und in der Tat finden sich Spuren auch im Sinai: allerdings nur im 3. Jahrtausend v.d.Z. und dann wieder im vierten Jahrhundert v.d.Z. - keine Spuren in der Spätbronzezeit.

Laut der Bibel lagerten die Israeliten 38 Jahre in Kadesch Barnea, dessen Lage das 4. Buch Mose 34 erstaunlich präzise beschreibt und welches als En en-Quderat im Ost-Sinai identifiziert und ausgegraben wurde: Man fand eine Festung aus der Eisenzeit II - in der Spätbronzezeit hat dort noch niemand gelebt. Selbiges gilt für Ezjon-Geber: Festung in der Eisenzeit II, in der Spätbronzezeit noch nichts. Auch Arad, Hesbon, Edom und Ammon sind reale Orte, die in der Bibel erwähnt sind - nur lebte dort in der Spätbronzezeit niemand.

Passen die archäologischen Funde denn überhaupt auf ein Zeitfenster?

Auf die ebenso einfache wie geniale Idee, zu schauen, wann möglichst viele Einzelheiten aus der biblischen Geschichte in der Realität zu finden sind, kam der Ägyptologe Donald B. Redford. So gab es zwar ein Pithom im 13 Jahrhundert v.d.Z., aber das bekanntere Pithom war im 7. Jahrhundert v.d.Z. zu finden, Migdol (2. Mose 14, 2) war in eben dieser Zeit ein bedeutender Ort im Ostdelta, genau wie Gosen und Ezion-Geber. Kardesh-Barnea5) wurde erst jetzt zu einer großen und bedeutenden Festung.

Die in der bibl. Geschichte erwähnten Orte waren nur im 7. Jahrhundert gleichzeitig bewohnt.

Edom6) wurde erst im 7. Jahrhundert zu einem Königreich (und im 6. Jahrhundert v.d.Z. auch schon wieder zerstört).

Ebenfalls in dieses Zeitfenster fällt die Bekanntheit der Namen der ägyptischen Figuren aus der Joseph-Geschichte. Die Angst der Ägypter vor Einfällen und Spionen aus dem Osten7) kann erst in einem schwachen Ägypten und einem starken Nachbarn im Osten entstanden sein - im 7. Jahrhundert hatten die Ägypter das Assyrisches Reich gerade wieder zurückgetrieben.

3. Zeitfenster: Alles passt - nur der Auszug nicht

Doch im 7. Jahrhundert kann es keinen Auszug aus Ägypten gegeben haben: In dieser Zeit gab es bereits zwei israelitische Königreiche auf dem Boden das Landes, welches einst Kanaan hieß. Das Nordreich Israel war ein Jahrhundert zuvor gestürzt und lag in Ruinen - doch Josia, der König des Südreiches Juda, hatte große Pläne und war sich der Macht des Wortes auf sein Volk bewußt.

Zu dieser Zeit ist der Exodus-Text zusammengekommen, aus alten Sagen und Legenden, mit aktuellen Namen und Geschehnissen versehen. Vage Erinnerungen an die glorreiche Zeit der Hyksos, Bilder und Erinnerungen aus der gemeinsamen Vergangenheit: Der Auszug ist eine allgemein akzeptierte nationale Saga, aufgearbeitet und mit neuer Kraft und aktuellem Bezug versehen - der Versuch, die Israeliten zu erinnern an die (vermeindlich) bereits durchlittenen Anstrengungen und glorreichen Siege, an ihren Bund mit Gott JHWH und eine mögliche große Zukunft als ein Volk, mit einem Gott und einem König: Josia!

Fazit

Gab es „den Exodus“?

Es gab keinen „Auszug der Israeliten aus Ägypten“ - nicht zu dem Zeitpunkt als Semiten in Ägypten siedelten und nicht zu dem Zeitpunkt, den die Bibel nennt.

Der einzige Zeitpunkt, an dem alle Teile der biblischen Geschichte mit archälogischen Funden und Erkenntnissen zusammenpassen, ist das 7. Jahrhundert v.d.Z. - in welchem die Israeliten längst Königreiche in ihrem „gelobten Land“ besitzen. Das 2. Buch Mose (Exodus) ist EINE Geschichte, nicht Geschichte.

Weiter geht es mit: Die biblische Landnahme Kanaans für die Israeliten

1)
Die altertümliche Formulierung bedeutet nicht, dass sie für den Weg von Kadesch über den Bach 38 Jahre brauchten, denn ihr nächstes Ziel war der Berg Hor:
Von Kades zogen sie aus und lagerten sich an dem Berge Hor, an der Grenze des Landes Edom. 4. Mose 33, 37-39
3)
Allein die Annahme, dass eine einzige Streitmacht sie verfolgen würde, spricht für fehlendes Faktenwissen und ein sehr beschränktes Vorstellungsvermögen.
5)
Wo die Israeliten 38 Jahre lagerten
6)
Und Mose sandte Botschaft aus Kades zu dem König der Edomiter4. Mose 20, 14
7)
Ihr seid Kundschafter und seid gekommen zu sehen, wo das Land offen ist.1. Mose 42, 9
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